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Im Kurzinterview
Baumsachverständige Daniela Antoni
Daniela Antoni ist Baumsachverständige mit einem eigenen Sachverständigenbüro in Stockstadt bei Aschaffenburg. Sie engagiert mit Sachkompetenz und Leidenschaft für Stadtbäume und hat dabei zahlreiche Hürden zu überwinden.
Daniela, du setzt dich als Baumsachverständige mit Herzblut für Stadtbäume ein. Was ist dein Hauptanliegen?
Die Arbeit mit Bäumen ist für mich mehr als nur ein Beruf. Seit Kindheitstagen liegen mir Bäume am Herzen. Deshalb gebe ich ihnen eine fachliche Stimme, denn sie haben keine Lobby. Ich möchte erreichen, dass Menschen für ihren Erhalt kämpfen, dass Bäume vor unsachgemäßen Eingriffen geschützt werden. Das versuche ich medial und durch meine Arbeit vor Ort zu kommunizieren. Eins ist klar: Meine Auftraggeber sind nicht die Zweibeiner.
Du wirst bei der Arbeit von deinen beiden Hunden Watson und Finlay unterstützt. Was machen die zwei genau?
Die beiden können Baumpilze erschnüffeln. Viele dieser Pilze, die die Stand- und Bruchsicherheit eines Baumes beeinträchtigen können, sind nicht das ganze Jahr über am Baum erkennbar. Der Mensch kommt hier natürlich an seine Leistungsgrenze. Deshalb sind meine zwei Teamkollegen und ihren Geruchsleistungen so wichtig für meine Arbeit. Aber natürlich sind wir auch privat ein unzertrennliches Team.
Wenn du drei Wünsche für Stadtbäume frei hättest – welche wären das?
Zum einen würde ich mir wünschen, dass Bäume auf Baustellen in den Fokus gelangen, denn die „Wurzel allen Übels“ beginnt für den Baum oft mit Eingriffen in seinen Wurzelbereich. Außerdem wünsche ich mir sehr, dass keine Bäume mehr unsachgemäß beschnitten und gekappt werden und – in diesem Zusammenhang – wir einen geschützten Berufsbegriff für Baumpfleger und -kontrolleure bekommen. Und zu guter Letzt wünsche ich mir, dass wir den Baum nicht mehr als Selbstverständlichkeit betrachten und über ihn ganz egoistisch verfügen, als hätten wir das Recht dazu.
Welche Buchempfehlung zum Thema Stadtbäume möchtest du den Lesern mitgeben?
Da empfehle ich „Die Wurzeln der Stadtbäume“ von Dr. Hartmut Balder erschienen im Ulmer Verlag.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Daniela!
Unsere Verbindung: Daniela kenne ich über Instagram. Ihr Engagement für Stadtbäume hat mich tief beeindruckt. Inzwischen arbeiten wir für mehrere Buchprojekte zusammen.
Foto: Orange Production
Mehr über Daniela Antoni findest du hier:
Im Kurzinterview
„Hortus-Erfinder“ Markus Gastl
Markus Gastl hat mit seinem Hortus-Konzept eine ganze Community von Naturgartenfreunden hinter sich vereint, die nach seinem Drei-Zonen-Modell gärtnern. Alles begann mit einer ungewöhnlichen Reise …
Markus, deine Geschichte ist schwer in wenige Worte zu fassen. Trotzdem in aller Kürze: Was war der Auslöser dafür, dass du ein ganz eigenes Naturgartenkonzept entwickelt hast?
Anfang der 2000er Jahre fuhr ich mit dem Fahrrad innerhalb von zweieinhalb Jahren von Feuerland bis Alaska. Auf dieser Reise ist mir unsäglich viel Naturzerstörung begegnet, aber auch die ganze Schönheit, die die Natur zu bieten hat. In Alaska angekommen habe ich geschworen, dass ich der Natur zuhause etwas zurückgeben möchte. Daraus entstand der Hortus Insectorum, der Garten der Insekten.
Ein Hortus ist kein gewöhnlicher Naturgarten. Für alle, die nicht in der Materie drinstecken: Welche Besonderheiten weist er auf, was ist das Konzept?
Das Hortus-Konzept habe ich in Anlehnung an die traditionelle Landwirtschaft entwickelt. Es geht also grundsätzlich um die Produktion von gesunden Lebensmitteln im eigenen Garten. Damit das funktioniert ist es sinnvoll, den Garten mit drei Zonen auszustatten. Die Pufferzone aus heimischen Sträuchern hält negative Einflüsse ab, in der Ertragszone gedeihen auf humosem Boden Gemüsepflanzen und in der Hotspotzone etablieren wir auf mageren Böden in voller Sonne die Vielfalt heimischer Pflanzen. Diese dritte Zone stellt das Eldorado der Insekten dar.
Selbstverständlich findet man in einem Hortus viele Strukturen für Wildtiere wie Wasser, Totholz, Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten.
So ein Hortus folgt bestimmten Prinzipien.
Ein Hortus vereint Vielfalt, Schönheit und Nutzen. Außerdem ist das Konzept nachhaltig, denn es wird nichts abgeführt und nichts in den Garten gebracht. Das Mahdgut aus der Hotspotzone liefert die Nährstoffe für die Ertragszone. Es entsteht ein geschlossener Kreislauf. Vorhandenes wird kreativ upgecycelt und Ressourcen geschont. Ein Konzept für die Zukunft!
Es existiert ein ganzes Netzwerk für Hortusianer in Deutschland, aber auch im benachbarten Ausland. Was ist das Credo der Hortusgärtner?
Nicht nur große Reden schwingen, denn das ist kein Kunststück. Es gilt, aktiv zu werden, zu machen. Denn: „Machen ist wie Wollen – nur krasser!“
Du hast Bücher für verschiedene Verlage geschrieben. Welches dieser Bücher würdest du den Leser*innen besonders ans Herz legen?
Definitiv mein Buch „Drei-Zonen-Garten“, das im Dr.-Friedrich-Pfeil-Verlag erschienen ist.
Herzlichen Dank für das Gespräch, Markus!
Unsere Verbindung: Das erste Mal stieß ich in einer Dokumentation des Bayerischen Rundfunks auf Markus. Es war die Zeit, als ich meinen eigenen Garten zum Naturgarten umgestaltete. Später kontaktiere ich ihn mit einer Idee, aus der sich die Zusammenarbeit für Buchprojekte ergab.
Foto: Markus Gastl